Klima und Gesundheit

Wir tun unser Bestes, uns an den großen, für uns besonders relevanten Zielen der vereinten Nationen, an den „UN-Nachhaltigkeits-Zielen“ zu orientieren.

Das UN-Ziel Nr. 3 lautet „Förderung von Gesundheit und Wohlergehen“. Das wiederum ist unmittelbare Voraussetzung für das für die Gesundheitsbranche ganz besonders relevante UN Ziel Nr. 12: „Nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion“. Warum? Weil nachhaltiger Konsum unmittelbaren Einfluss auf unser Klima hat – und das ist zentraler Gegenstand des UN-Ziels Nr. 13: Der nachhaltige „Schutz von Umwelt und Klima“!

Dass der Klimawandel einen unmittelbaren Einfluss auf die menschliche Gesundheit hat, ist mittlerweile wissenschaftlich sehr gut belegt und Gegenstand systematischer Forschung. Besonders aufschlussreich sind in diesem Zusammenhang die Ergebnisse der großen, aktuell 2021 in dem renommierten wissenschaftlichen Journal „The Lancet“ publizierten Studie, an der sich mehr als 30 unabhängige, interdisziplinär zusammengesetzte Institutionen unter Beteiligung von UN-Organisationen eingebracht haben.

So gilt der Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und der Zunahme gesundheitlicher Risiken mit signifikant höheren Todesraten als eindeutig belegt.

Ein wesentliches Ergebnis der Lancet Studie ist ebenso beängstigend wie Mut machend: Durch eine konsequente Klimapolitik könnten bis 2040 jedes Jahr ca. 165.000 verfrühte Tode allein in Deutschland vermieden werden Wir tun unser Bestes, uns an den großen, für uns besonders relevanten Zielen der vereinten Nationen, an den „UN-Nachhaltigkeits-Zielen“ zu orientieren.

Klima und Gesundheit

Klimawandel: Gesundheit des Menschen und zunehmende Risiken

Die Folgen des Klimawandels sind eine Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur, die Zunahme von Extremwetterereignissen, wie Dürren oder Starkregen und eine damit verbundene Gefährdung der Ernährungssicherheit, die Versauerung der Ozeane und was uns Menschen unmittelbar betrifft: Eine Zunahme von gesundheitlichen Risiken.

Die WHO geht davon aus, dass der Klimawandel zwischen 2030 und 2050 weltweit etwa 250.000 zusätzliche Todesfälle pro Jahr verursachen wird. Schätzungen zufolge werden sich die direkten Kosten der gesundheitlichen Schäden bis 2030 auf 2–4 Mrd. US-$ pro Jahr belaufen (WHO Pressemitteilung, 27.06.2018).


Klimawandel, Gesundheit und vermehrte Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Zu den direkten und unmittelbaren Auswirkungen des Klimawandels gehören die zunehmenden thermischen Belastungen (Hitzewellen), die das Risiko an Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Herzinfarkt, Schlaganfall) oder Atemwegserkrankungen zu versterben, deutlich erhöhen. Zu den vulnerablen Bevölkerungsgruppen gehören ältere Menschen, sowie Menschen mit vorbestehenden schweren Erkrankungen. Aber auch Kleinkinder sind gefährdet.

Die renommierte medizinische Fachzeitschrift “The Lancet” veröffentlicht jährlich einen Report zum Zusammenhang von Gesundheit und Klimawandel, der von einer unabhängigen interdisziplinären Kooperation aus 35 akademischen Institutionen und UN Organisationen erstellt wird. Demnach erhöhte sich 2000 bis 2018 die Sterblichkeit im Zusammenhang mit Hitze um 53,7% und erreichte im Jahr 2018 mit global 296.000 Toten einen Höhepunkt. Die Mehrzahl der Todesfälle ereignete sich in Japan (14.200 Tote), in China (62.000 Tote) und in Indien (31.000 Tote). Am stärksten war jedoch Europa betroffen (104.000 Tote, davon Deutschland 20.200 Tote).

Die extreme Hitzewelle im Jahr 2003 (Juli und August) forderte in Europa 70.000 Opfer. Alleine im Monat August sind etwa 45.000 zusätzliche Todesfälle aufgetreten.

Wissenschaftler gehen davon aus, dass Hitzewellen häufiger und mit höherer Intensität auftreten werden. Laut WIdO Report „Klima und Gesundheit“ ist für Deutschland bis Ende des Jahrhunderts mit durchschnittlich 4 Hitzewellen mit insgesamt 23 Hitzetagen jährlich zu rechnen.

Nach dem Sachstandsberichts „Klimawandel und Gesundheit“ des Robert-Koch-Instituts wird geschätzt, dass bei einer Erhöhung der mittleren globalen Temperatur um 1 °C weltweit zusätzlich 350.000 Todesfälle aufgrund von hitzebedingten kardiovaskulären oder respiratorischen Gesundheitsproblemen auftreten könnten.


Wie der Klimawandel die Gesundheit und Infektionskrankheiten bedingt

Die Klimaveränderung begünstigt die Verbreitung vieler Infektionskrankheiten. So wird eine Zunahme lebensmittelbedingter Infektionen erwartet. Nach dem RKI gehen Schätzungen auf der Basis wissenschaftlicher Studien und Modellrechnungen davon aus, dass ein durchschnittlicher Temperaturanstieg um 1 °C zu einer Erhöhung der Inzidenz lebensmittelbedingter Gastroenteritiden um 4 – 5 % führt.

Ebenso wird ein Temperaturanstieg die Lebensbedingungen bestimmter Krankheits­überträger, wie zum Bespiel Zecken, verbessern und zu einer zunehmenden Ausdehnung des Verbreitungsgebiets und einer Verlängerung der Aktivitätsphase führen und somit das Risiko vektorübertragener Infektionskrankheiten erhöhen (Lyme Borreliose, Frühsommer-Meningoenzephalitis).


Zunahme an Allergien durch Klimawandel – Gesundheit und Flora

Die allergische Rhinokonjunktivitis (Heuschnupfen) gehört zu den häufigsten Erkrankungen des Kindes- und Erwachsenenalters. Durch die Klimaveränderung beginnt die Vegetationsphase früher und dauert länger an. Für Allergiker verlängert sich dadurch die Heuschnupfensaison. Darüber hinaus begünstigt der Temperaturanstieg die Einwanderung invasiver Pflanzenarten, die die Allergen-Exposition zusätzlich erhöhen. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist Ambrosia (Ambrosia artemisiifolia), deren Pollen ein besonders starkes allergenes Potential besitzen. Hinzu kommt, dass es bei Ambrosia durch den aktuellen CO2-Anstieg zu einer vermehrten Produktion von Pollen kommt (WIdO Report).


Aktiver Klimaschutz als Chance

Um die Auswirkungen auf die Gesundheit eines sich verändernden Klimas abzumildern, erfordert es zwei grundlegende Strategien: Zum einen die Anpassung (Resilienz) soweit diese möglich ist und zu anderen einen aktiven Klimaschutz, der den Prozess der Erderwärmung verlangsamt und langfristig beenden kann. Alle Maßnahmen und Investitionen, die Ausstoß von Treibhausgasen reduzieren, dienen dem Schutz unserer Umwelt und dem Erhalt unsere Lebensgrundlagen.

Eine gute Klimaschutzpolitik müsse sich im „strategischen Dreieck“ aus einer funktionierenden Wirtschaft, effektiven Klimaschutz-Maßnahmen und gesellschaftlichem Zusammenhalt bewegen. Innerhalb dieser Konstellation müssten die entscheidenden Weichen hin auf dem Weg zu Klimaneutralität gestellt werden.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, 4. Juli 2021

Quellen

The 2020 report of the Lancet Countdown on health and climate change: responding to converging crises. Lancet. 2021 Jan 9;397(10269):129-170

Eis, D., Helm, D., Laußmann, D., Stark, K. (2010). Klimawandel und Gesundheit – Ein Sachstandsbericht. Hrsg.: Robert Koch-Institut, Berlin

Günster, C., 2021. Versorgungs-Report: Klima und Gesundheit. Berlin: Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft. DOI: https://doi.org/10.32745/9783954666270